Heute also stand der Tag an, an welchem wir das Stammlager I des KZ Auschwitz besuchen wollten. Uns allen war bewusst, dass dies ein kräftezehrendes Unterfangen wird, vor allem in mentaler Hinsicht. Nach einer Nacht mit mehr oder weniger Schlaf bewahrheitete sich zum frühen Morgen zunächst der prognostizierte Wetterbericht, der neben nasskaltem diesigem Schmuddel- Novemberwetter einige Schneeflocken für uns parat hielt.
Das Frühstück
sollte die letzte Stärkung sein, bevor es kurz nach 9:00 Uhr mit dem Kleinbus in westliche Richtung von Krakau nach Auschwitz (Oswiecim) ging. Die Fahrt über die Landstraße dauerte ca. 2 Stunden und war recht kurzweilig.
Angekommen am Ziel mit erfolgreicher Parkplatzsuche hieß es sich zu beeilen, um pünktlich um 12:00 Uhr unsere bereits im Vorhinein organisierte deutschsprachige Führung zu erreichen. Mein erster Eindruck vor Ort war eine unglaublich große Anzahl an Menschen (wir inbegriffen) mit einem entsprechenden Geräuschpegel, was der meinerseits vermuteten Andächtigkeit aufgrund des historischen Umfeldes in gewisser Weise widersprach.
Der Einlass gestaltete sich aus unerklärlichen Gründen etwas schwierig und zäh, bevor wir uns in die Warteschlange einreihen und die Sicherheitskontrolle hinter uns lassen konnten. Zunächst wurde jeder mit Kopfhörer und Empfänger ausgestattet, um akustisch alles mitzubekommen, was uns unsere Führerin zu sagen hatte - und das war eine ganze Menge.
Gleich zu Beginn das markante Eingangstor mit dem Spruch „Arbeit macht frei“ und die angrenzende doppelte Umzäunung mit Stacheldraht ließen die Grausamkeit des Ortes und die darin begangenen Verbrechen erahnbar machen.
Während der 3 1/2 stündigen Führung war vieles nur schwer zu ertragen und es stellt sich die Frage, wie Menschen sich gegenseitig so etwas antun können? Wie ist es möglich, diesen Wahnsinn zu überleben und danach mit dem Erlebten weiterzuleben? Es ist einfach nicht auch nur ansatzweise zu begreifen.
Das kalte trübe Wetter, das uns den ganzen Tag begleitete und auch frösteln ließ, passte zur bedrückenden Stimmung, die diesem Ort innewohnt. Es war ein sehr emotionaler Tag mit Eindrücken, die uns in Erinnerung bleiben werden.