Am 18. Juni 2016 richtete das Fanprojekt Zwickau in Kooperation mit dem Jugendclub Airport erneut eine Bildungsreise aus. Ziel war die Gedenkstätte Theresienstadt. Nachfolgend ist ein Bericht zur Ausfahrt zweier Teilnehmer vom Fanprojekt zu lesen.
Im Rahmen unserer Bildungsreise nach Auschwitz im Januar, welche bei allen Teilnehmern tiefe Eindrücke hinterließ, fassten wir sehr schnell den Entschluss, in naher Zukunft eine weitere Fahrt zu unternehmen. Schon vor Ort kam die Idee eines Besuchs des Konzentrationslagers Theresienstadt auf, was gleich gut aufgenommen wurde.
Daraufhin wurden Planungen seitens Fanprojekt und JC Airport unternommen und am 18.06.2016 sollte der Besuch inklusive Führung durch die Tschechische Garnisonsstadt Terezin stattfinden. Wir trafen uns 8.00 Uhr am Fanprojekt und fuhren zusammen mit den Jungs und Mädels vom Jugendclub Airport mit 2 Transportern los. Bis auf einen kurzen Straßenabschnitt der durchaus als „problematisch“ zu bezeichnen war, verlief die Fahrt ohne Komplikationen. Angekommen in Terezin bestaunten wir die stattlichen Festungsanlagen und Stadtmauern, die im 18 Jahrhundert von Österreich-Ungarn erbaut wurde. Nach einer kurzen Fahrt durch die Stadt, die zu Nazizeiten als Judenghetto fungierte, kamen wir an dem Parkplatz vor dem KZ an. Dort wurden wir schon von verschiedenen Imbissbuden in Empfang genommen. Ob dies an so einem Ort zwingend Notwendig ist, sei einmal dahingestellt. Da wir noch etwas Zeit hatten, konnten wir uns in aller Ruhe das dortige Mahnmal für die Ermordeten ansehen und individuell auch noch einmal über geschichtliche Aspekte sprechen und reflektieren. Bei uns wandelte sich schon die anfängliche gute Laune in eine bedrückende Stimmung, welche sich bei uns allerdings bereits in Auschwitz einstellte. Durch die unzähligen Gedenksteine die man dort sah, wurden einmal wieder die abartigen Dimensionen des Leidens klar, die sich in den Konzentrationslagern auftaten.
Bedauerlicherweise war dies der einzige Moment, in welchem dieses wichtige Gefühl vermittelt wurde. Gegen 12.30 Uhr startete unsere Führung. Wir wurden zusammen mit einer Gruppe von Studenten aus Bremen von einem älteren Mann, der nahezu perfekt deutsch sprach, geleitet. Zuerst gingen wir durch die alten Verwaltungsgebäude, die direkt am Eingang der sogenannten „Kleinen Festung“ lagen. Dort erfuhren wir von der vorkrieglichen Historie der Stadt als Gefängnisgarnison. Für uns ein überraschender Fakt war, dass der bosnische Attentäter Gavrilo Princip, welcher den Österreichischen Thronfolger Franz Ferdinand erschoss und somit den 1. Weltkrieg auslöste, dort gefangen gehalten und auch gestorben ist. Hier zeigten sich jedoch schon die negativen Seiten unseres Guides, welcher durch mehr oder weniger sinnvolle Fragen an die Masse vermutlich versuchte, die Aufmerksamkeit zu erhalten. Dass dies aber für eine gewisse Anspannung sorgte und eher einen gewissen „Schulausflugcharakter“ hatte, tat seiner Seriosität unerfreulicher weise einen Abbruch.
Weiter ging es für uns zu den in die Stadtmauern eingebauten Zellen. In diesen ca. 6m mal 15m großen Zellen mussten sich um die 100 Menschen ein einziges Waschbecken teilen. Zuerst überrascht sahen wir einen durchaus gut ausgebauten Waschraum mit ca. 30 Becken. Dieser wurde jedoch nur zur Schau für eine Delegation des Roten Kreuzes errichtet, welche 1944 das Durchgangslager Theresienstadt mehrfach besuchte. Zudem sahen wir noch die Isolierzellen, in welchen politische Gefangene bis zu mehrere Monate in völliger Dunkelheit verbringen mussten. Leider entschloss sich unser Guide dazu, einen Bremer für kurze Zeit in so einer Dunkelzelle einzuschließen. Dies sorgte bei seinen Gruppenmitgliedern leider eher für Lacher als wirklich ein gewisses pädagogisches Ziel zu erreichen. Die nächste Station unserer Führung ging für uns durch einen ca. 500m langen dunklen Gang welcher durch die Stadtmauern führte. Nach gefühlten 3km verließen wir diesen und befanden uns sogleich an dem zentralen Hinrichtungsplatz. Dort wurden sowohl Erschießungen als auch das Erhängen von Insassen durchgeführt. Von den ca. 140.000 Menschen, die nach Theresienstadt deportiert wurden, kamen ca. 90.000 Menschen in Auschwitz um. Insgesamt starben in Terezin 2.500 Menschen durch Arbeit, Krankheit und Folter. Weitere 250 wurden hingerichtet. Zum Abschluss der Führung sahen wir noch in dem Lagerkino, welches schon damals in Betrieb war, einen Propagandafilm, der 1944 gefertigt wurde. Dort sollte gezeigt werden, wie gut es den internierten Juden ginge, und welch eine Vielzahl von Freizeitaktivitäten Angeboten würde. Von Fußball, über Theaterstücke bis hin zu einem Orchester. Fast alle, der dort gezeigten Menschen wurden wenige Wochen später nach Auschwitz deportiert und vergast.
Hier endete unsere Führung und es sollte weiter in ein Museum über das ehemalige Judenghetto gehen, welches das heutige Terezin darstellt. Wir müssen jedoch zugeben, dass sowohl unsere Motivation als auch die einige unserer Mitreisenden auf den Museumsbesuch sehr gering war. Im Grunde genommen war das was wir fühlten durchaus Makaber und verfehlte in gewisser Hinsicht den eigentlichen Bildungsauftrag des Museums. Wir waren schon im Voraus durch unseren Besuch in Auschwitz sehr geprägt und so sind wir uns unsicher, ob es daran lag oder an der gesamten Wiedergabe der erschreckenden Fakten, aber wir hatten zu fast keinem Zeitpunkt der Führung das Gefühl an einem Ort des Leidens zu sein, welches das KZ zweifelsohne war. Später fiel der Begriff des „perversen Schönen“, was diesen Ort umgibt. Insgesamt hatte man eher den Eindruck, in einer alten Garnison zu sein, als in einem Konzentrationslager.
Als letzter Teil der Führung war der Besuch des Museums an der Reihe. Es war sehr modern und vermutlich erst vor wenigen Jahren erneuert wurden. Sowohl Fakten als auch persönliche Schicksale wurden hier dargestellt, jedoch bestand ein großer Teil der Ausstellung aus einfachen Aufstellern, Exponate fand man doch eher selten. Insgesamt hätten man viel Zeit dafür aufwenden müssen um jede einzelne dort gelieferte Information aufnehmen, da es nicht nur um Terezin an sich ging, sondern um die Gesamtheit der „Endlösung der Judenfrage“.
Nach dem Besuch des Museums trennten sich die Wege. Die Teilnehmer aus dem Jugendclub Airport traten die Heimreise an. Da wir aber nun mal alle Fußball-Enthusiasten sind, war uns schnell klar, noch den Ball rollen sehen zu wollen. Somit konnten wir noch 2 Spiele besuchen. Beim ersten Spiel sahen wir die zweite Halbzeit in Malé Žernoseky auf einen kleinen Dorfplatz. Aber gerade das zweite Stadion in Litoměřice konnte vollends überzeugen. Somit schlossen wir den Tag bei leckerer Klobasa und Bier in einem coolen Stadion bei lustigen Gesprächen ab. Es wird sicherlich nicht die letzte gemeinsame Ausfahrt gewesen sein, denn Ideen über neue Ziele sind bereits in unseren Köpfen.