Am Donnerstag, 12. Januar 2023 um 19 Uhr, fand mit einer Lesung von Jakob Springfield beim Fanprojekt Zwickau die erste Bildungsveranstaltung im Rahmen des Pilotprojekts „Im Fußball Verein(t) gegen Rassismus“ statt. Mit dem vom BMI geförderten Projekt intensiviert der DFB seit 1. Oktober 2022 gemeinsam mit dem SFV und dem FSV Zwickau die Aktivitäten im Bereich der sozialen Nachhaltigkeit.
Jakob Springfield
ist gebürtiger Zwickauer und berichtet in seinem Buch „Unter Nazis - Jung, ostdeutsch, gegen Rechts“ von seinen Erfahrungen mit der rechten Szene in der Stadt. der er des Öfteren durch verbale und körperliche Gewalt zum Opfer fiel. Für das leibliche Wohl sorgte die „Volxküche Zwickau“, ein Zusammenschluss alternativer Menschen, die für die Lesung ein veganes, indisches Gericht mit Reis den Gästen servierte.
Projektkoordinator Chris Scheundel: "Ich habe im Vorfeld mit etwa 30 Gästen gerechnet. Das wurde allerdings weit übertroffen. Insgesamt 75 Zuhörer und Zuhörerinnen haben letztlich die Räumlichkeiten beim Fanprojekt Zwickau gefüllt und die Zusammensetzung war gut gemischt. Neben Fußballfans aus den unterschiedlichsten Fanclubs und Gruppierungen, gehörten antirassistisch eingestellte Menschen, Stadträte und sogar der neue Ordnungsamtschef der Stadt Zwickau zu den Gästen. Selbst eine Gruppe Jugendlicher, die aufgrund ihrer rechten Tendenzen aus dem Stadion in Zwickau bekannt waren, kamen zur Lesung. Befürchtungen, sie könnten die Veranstaltung durch störendes Verhalten dauerhaft unterbrechen, bestätigten sich aber nicht. Vielmehr hörten sie aufmerksam zu, ungefähr die Hälfte der Gruppe verließ die Lesung allerdings nach ungefähr 30 Minuten, während der andere Teil bis zum Schluss blieb."
Es entwickelte sich eine spannende Lesung, in der der Autor seinen Lebensweg und seine Erfahrungen mit rechten Akteuren in Zwickau vorstellte. Schwerpunkt der Lesung war das Gedenken an den NSU in Zwickau. Moderiert von Christian Gesellmann (freier Journalist, u.a. „Krautreporter“), ergab sich eine spannende Diskussion über die Erinnerungskultur innerhalb der Stadt mit außerordentlich konstruktiven Wortmeldungen, bei der sowohl die Protagonisten als auch die Zuhörer und Zuhörerinnen vor allem mit den anwesenden Stadträten ins Gespräch kamen. Insbesondere das Thema eines Gedenk- und Dokumentationsstandortes in Zwickau wurde besonders debattiert.
Chris Scheundel: "Die Veranstaltung erfüllte sowohl meine Erwartungen als auch die der Besucher und Besucherinnen. Ich erhielt ausschließlich positive Rückmeldungen. Auch das Fanprojekt war mehr als zufrieden. Von deren Seite wurde mir gesagt, dass lange nicht mehr so viele Leute zu einer Lesung in den Räumlichkeiten waren. Der Autor war ebenfalls sehr angetan und hätte nicht mit einer so großen Resonanz gerechnet."